Diese Frage haben sich schon viele gestellt – mit Freizeitinteressen und -beschäftigungen Geld verdienen oder sie lieber als schönen Ausgleich zur Arbeitswelt erhalten? Wie so oft lautet die Antwort: Es kommt darauf an!

Dabei gibt es akademische Berufe, in denen der Fokus ziemlich eindeutig auf dem Hauptinteressengebiet liegt, z.B. Kunst, Musik, Kunstgeschichte, Ökologie, Ethnologie, Politik, eine Fremdsprache … oder Ausbildungsberufe wie Friseur oder Tischler.  Menschen wählen diese Berufe, um sich mit ihrem Lieblingsthema zu beschäftigen und sich möglichst auch beruflich darin zu verwirklichen. Bei der akademischen Ausbildung nennt man das Hobbystudiengänge, was unterstellt, dass die erworbenen Kompetenzen mehr dem privaten Vergnügen als dem Broterwerb dienen. Dabei ist es sinnvoll, dass das, dem man sich ein Berufsleben lang widmen will, den Bereichen entstammt, woran man gerne denkt, darüber redet, sich informiert und es auch vielleicht auch praktisch ausübt. Als Interesse definiere ich hierbei mehr die theoretische Beschäftigung mit dem Thema durch Lesen, Beobachten, Diskutieren, während ich die praktische Ausübung als Hobby bezeichne (Beispiel: Fußball passiv und aktiv). In den Bereich der Freizeitbeschäftigungen fällt auch ein ehrenamtliches Engagement, obwohl es hierbei eine besonders große Nähe zum bezahlten Job gibt.

Die Antwort laut Ja: Selbstverständlich können Sie Ihr Hobby zum Beruf machen, wenn Sie ein Mensch sind, der ein Thema sehr intensiv verfolgt bzw. Expertenkenntnisse erwirbt, um sie in den Mittelpunkt Ihres Lebens zu stellen (privat und beruflich). Dann lesen Sie aber wahrscheinlich nicht diesen Beitrag, da ich als Coach die Erfahrung gemacht habe, dass überwiegend Menschen zu mir kommen, die viele Talente und Interessen haben und sich nicht sicher sind, welche davon Sie beruflich einsetzen wollen. Es sind mehr Frauen, die vielseitig interessiert sind und daher Entscheidungsschwierigkeiten haben. Dies erklärt aus meiner Sicht auch, warum unter Gründern und Führungskräften mehr Männer sind; sie sind einseitiger (im positiven Sinn) und erwerben/beweisen so die für den Erfolg wichtigen Stärken Expertise, Durchhaltewillen und Frustrationstoleranz, während sie in Kauf nehmen, dass andere Aufgaben und Mitmenschen auf der Strecke bleiben.

Die Antwort laut Ja: Auch wenn Sie kein „Macher“ oder „Fachidiot“ sind, sondern vielseitig, können Sie Ihr Hobby zum Beruf machen, sofern Sie nicht auf die finanzielle Absicherung durch den Beruf angewiesen sind. Damit meine ich nicht nur als Frau eines gut verdienenden Mannes, reicher Erbe oder Lottogewinner, sondern wenn Sie andere praktische Fähigkeiten haben, die Sie für einen Teilzeitjob oder eine freiberufliche Tätigkeit einsetzen können. Es ist immer gut, zwei Eisen im Feuer zu haben, einen Job für’s Herz, einen für’s Portemonnaie. Gehen Sie in sich, welche Ihrer Fähigkeiten sich zu Geld machen lassen!

Die Antwort laut Nein: Sie wollen sich Ihr Hobby oder Interesse für die Freizeit bewahren. Dann könnte der Beruf etwas sein, das dazu Parallelen aufweist. Wenn Sie z.B. die Natur lieben und gern wandern gehen, müssen Sie nicht unbedingt Biologin, Gärtner oder Bergführer werden. In der Naturliebe steckt noch viel mehr: Schönheit wahrnehmen, jahreszeitliche Veränderungen der Vegetation beobachten, Tiere und Pflanzen erforschen, sich sportlich betätigen/den eigenen Körper spüren, Achtung für die Schöpfung empfinden, sich für den Schutz dieser Gebiete einsetzen und vieles mehr. Diese unterschiedlichen Motivationen könnten Naturliebhaber mit dem entsprechenden fachlichen Schwerpunkt auch in anderen Bereichen einsetzen, z.B. Landschaftsfotograf, Erzieherin (evtl. in einer Waldkita), Erwachsenendozentin für Umweltthemen, Biologie -/Geographielehrer, Verkäuferin in einem Outdoorladen, Mitarbeiter in einem Umweltverband, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Entwicklung von Umweltschutzberufen, Führungskräftetrainer für das Überleben in der Wildnis, Physiotherapeut mit Schwerpunkt Felsklettern …

Es kommt darauf an, was genau Sie an Ihrem Interesse reizt. Spüren Sie nach, warum Sie sich für z.B. Technik interessieren, für Zahlen, Menschen, Kunst/Kultur. Welches Bedürfnis befriedigen Sie, wenn Sie Ihrem Interesse nachkommen? Hier gibt es Ansätze für berufliche Tätigkeiten, die ebenfalls dieses Bedürfnis stillen, ohne das Hobby damit vollständig zu ersetzen. Ein Gärtner beschäftigt sich zwar mit der Natur, steuert sie aber vor allem; es muss Spaß machen, für Ordnung im Garten zu sorgen. Wer sich für Sport interessiert, z.B. Leichtathletik, findet vielleicht den Wettbewerb daran attraktiv, den er selbst als Geschäftsmann oder Börsenanalyst ausüben könnte. Kunstinteressierte bewundern möglicherweise die kreativen Fähigkeiten des Künstlers, die sie beruflich als Talentscout oder Werbetexter einsetzen könnten.

Die Frage nach dem JA oder NEIN zum Hobby als Beruf wird durch den „Filter“ Ihrer persönlichen Werte beantwortet: Wollen Sie mit dem Beruf ein hohes Einkommen erzielen, Planungssicherheit haben, Herausforderungen annehmen, Selbstverwirklichung erleben, Anerkennung oder Ansehen ernten, vorrangig im Team arbeiten, Abwechslung haben, auf eine Familiengründung Rücksicht nehmen etc.? Diese Werte wirken sich stark auf die Entscheidung aus, werden aber oft nicht bewusst wahrgenommen und beachtet.

Falls Sie Ihr Hobby zum Fokus Ihres Berufs machen, ist wichtig – egal ob in der Berufsfindungsphase oder bei einem späteren Wechsel – dass Sie noch weitere private Interessen haben. Der Mensch braucht einen Ausgleich zur Arbeitswelt, um zufrieden zu leben und seine Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Aus diesem Grund interessieren sich auch Personaler in Bewerbungsverfahren für Freizeitbeschäftigungen. Wenn mir ein Coachingklient erzählt, er habe neben dem Beruf kein Hobby, werde ich hellhörig; dies kling nach drohendem Burn-Out (oder Bore-Out), und daran hat kein Arbeitgeber Interesse. Dies ist also auch ein Appell, Hobbys zu pflegen und evtl. neue zu entwickeln – während Sie die Jobsituation nicht immer im Griff haben, haben Sie auf Ihr Hobby großen Einfluss und können so Ihre Lebenszufriedenheit positiv beeinflussen.

Diskutieren Sie mit!

Haben Sie Ihr Hobby zum Beruf gemacht oder zumindest öfters mit dem Gedanken gespielt? Welche Motivation für ein Interesse haben Sie in einem anderen beruflichen Bereich eingesetzt? Welche Gründe für berufliche Entscheidungen haben Sie bei Menschen Ihres Umfeldes beobachtet? Haben Sie dabei Unterschiede zwischen Männern und Frauen festgestellt? Und welche Erfahrungen haben Sie mit der Angabe von Interessen im Lebenslauf gemacht?