Haben Sie manchmal den Wunsch, etwas ganz anderes zu tun? Nicht weiter in ausgefahrenen Bahnen, sondern eine wirklich neue Herausforderung annehmen? Die Frage ist nur, welche Chancen haben Sie dort, wenn Sie die übliche Qualifikation oder Berufspraxis nicht vorweisen können?

Um dieses Thema ging es auch beim Praxisseminar „Recruiting2015“ – Welcome to the Jungle!  in Hamburg. Jedoch wurde durch den Beitrag einer Referentin und Buchautorin  deutlich, dass berufliche Umsteiger von Unternehmensseite immer noch sehr skeptisch gesehen werden. Sie selbst berichtete allerdings von der guten Zusammenarbeit mit Archäologen, die auch in fremden Fachgebieten in der Lage sind, aus Einzelteilen ein neues Ganzes zusammenzusetzen.

Mit Hilfe der Portale für Berufserfahrene http://www.whatchado.com/de/ , https://futureme.xing.com/ und http://www.feelgood-at-work.de/ kann man besser einschätzen, welche Tätigkeiten und Arbeitgeber zu einem passen.

Lohnt sich der Schritt?

Bei Quereinsteigern weicht mindestens ein Aspekt des ursprünglichen Profils vom gesuchten/späteren Profil ab: eine andere Tätigkeit, Branche, eine völlig andere Betriebsart oder auch nur eine andere als die „normale“ Qualifikation.  Der Sprung kann unterschiedlich groß sein – manch einer empfindet den Wechsel von der Banken- in die Versicherungsbranche als Quereinstieg, ein anderer vom Lehrer zum Kanuvermieter. Und es kommt natürlich auch sehr darauf an, in welchem Zeitraum sich der Wechsel vollzieht – bei mehreren Jahren kann man kaum noch von Quereinstieg sprechen, sondern von einer Änderung des beruflichen Profils.  Quereinsteiger unterscheiden sich in ihrer Motivation: Ein Arbeitsloser oder prekär Beschäftigter erwägt häufig aus der Not heraus, ein anderes Feld zu „beackern“. Viele Menschen entscheiden sich aber ganz bewusst, in ein neues Arbeitsgebiet einzusteigen, weil sie in dem bisherigen keinen Sinn mehr sehen.

Außer bei geschützten Berufsbezeichnungen  sowie Berufen, die eine besondere Ausbildung zwingend erfordern (z.B. im medizinischen Bereich), können Betriebe selbst entscheiden, wen sie einstellen. Aus ihrer Sicht könnte ein Quereinsteiger einerseits frischen Wind mitbringen, andererseits einen (zu) hohen Einarbeitungsaufwand bedeuten.

Um dem geplanten Quereinstieg zum Erfolg zu verhelfen, gehen Sie zunächst in sich: Beurteilen Sie Ihre persönliche und fachliche Eignung (dazu mehr in einem späteren Blog) und Ihre Erwartungen an das Aufgabengebiet incl. Arbeitsbedingungen. Dann recherchieren Sie die Arbeitsmarktsituation des anvisierten Arbeitsgebietes in den Medien und Statistiken . Noch besser sind Erkundigungen bei Brancheninsidern – jedoch möglichst bei mehreren Personen, sonst treffen Sie vielleicht auf einen Frustrierten, der Ihnen dringend abrät. Danach können Sie besser entscheiden, ob Sie sich an den (vermeintlichen) Chancen orientieren wollen. Die Stärke Ihres inneren Antriebs trägt ganz wesentlich zum Erfolg bei!

Natürlich ist es leichter, das Aufgabengebiet oder die Branche nur geringfügig zu verändern, als alles „umzuschmeißen“. Manchmal finden sich Parallelen beim näheren Hinschauen – z.B. kann eine Personal-Managerin erfolgreich einen Pferdehof leiten, da sie die notwendigen persönlichen Kompetenzen Führungsstärke, Einfühlungsvermögen und Unternehmergeist besitzt, sofern sie in Ihrer Freizeit den Umgang mit Pferden erlernt hat. Ein Germanist oder Techniker könnte in die Technische Redaktion einsteigen, die beide Fachgebiete streift. Geisteswissenschaftler bekommen in Unternehmensberatungen eine Chance, in Weiterbildungsfirmen, ebenso wie in den Unternehmensaufgaben CSR (Corporate Social Responsibility) und Employer Branding, Personalentwicklung, Marketing und PR. Mit kaufmännischen Ausbildungen und Studienabschlüssen bieten sich Ihnen Tätigkeiten in den Branchen Eventmanagement, Tourismus, Gastronomie oder Multimedia an.

In der kürzlich veröffentlichten Beilage der FAZ „Universum Top 100“ haben immerhin einige Unternehmen (u.a. PWC, KPMG, EY, Deutsche Bahn, Munich Re, Aldi Süd) die Anforderungen für Einsteiger nicht nur auf Wirtschaftswissenschafter, Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler beschränkt (wie sonst meist üblich), so dass dort evtl. auch Chancen für andere Hochschulabsolventen bestehen. Aber noch mehr als die beliebten Großunternehmen bieten mittelgroße Unternehmen und solche außerhalb der Ballungsgebiete Perspektiven, da dort weniger Konkurrenz zu Mitbewerbern vorherrscht.