Am Jahresanfang haben wir oft gute Vorsätze – getreu dem Spruch „jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Leider dominiert im Laufe des Jahres der Alltag und lenkt von dem ab, was wir wirklich aus tiefstem Herzen erreichen wollen. Das muss nicht so sein, wenn das Ziel durchdrungen und fest verankert ist.

In den ersten Monaten des Jahres erlebe ich besonders viele Anfragen zu beruflicher Orientierung, Bewerbung, Vorstellungsgesprächen. Auch in Berlin dreht sich das Bewerbungskarussell schneller, der Arbeitsmarkt verschiebt sich (sehr langsam) in Richtung Bewerbermarkt. Im Dezember 2014 gab es mit 10,5% fast ein Prozent weniger Arbeitslose als ein Jahr zuvor! Trotzdem bleibt es für den Suchenden eine Herausforderung, die gut geplant sein muss – mit Rückschlägen ist zu rechnen, Beharrlichkeit zahlt sich aus!

Eine einfache, bekannte Formel für die Definition von Zielen ist S M A R T, die für spezifisch, messbar, akzeptiert/attraktiv, realistisch, terminiert steht. Ich stelle Ihnen hier einige wichtige Aspekte des „wohldefinierten Ziels“ vor, die auf den Psychotherapeuten Steve de Shazer zurückgehen. Diese Aspekte führen zu mehr Reflexion und Wirksamkeit.

Der Weg nach oben?

Der Weg nach oben?

Zunächst stellt sich die Frage, aus welchen Gründen Sie sich etwas vornehmen. Wenn Sie z.B. eine Gehaltserhöhung anstreben, ist es ein Unterschied, ob Sie das Geld für einen konkreten Zweck brauchen, für die Erhöhung des eigenen Selbstwertgefühls oder weil Sie damit eine Anerkennung durch Ihren Chef verbinden. Wenn Sie Ihre Networking-Fähigkeiten verbessern wollen, haben Sie vielleicht einen Jobwechsel vor, wollen Ihre Geschäftsidee verkaufen oder einfach nette Leute für die Freizeitgestaltung finden. Spüren Sie nach, was genau der tiefe Wunsch hinter Ihrem Ziel ist – es ist das, was Sie am stärksten anzieht! Wenn Sie in Ihrem Inneren danach suchen, werden Sie wahrscheinlich erkennen, dass Ihr Ziel wesentlich zu Ihrer inneren Zufriedenheit, zu Ihrem Glück beitragen soll.

Hilfreich ist es, das große Ziel in kleine Teilstücke zu unterteilen, die besser zu handhaben sind. Sie haben dann relativ schnell Erfolge und können diese würdigen, was zum Weitermachen ermuntert. Überlegen Sie sich eine „Messlatte“, die ganz konkret erfasst, was Sie erreichen wollen, z.B. „Ich möchte meine E-Mails nur 3x/Tag in den Zeiträumen von … bis … Uhr checken, um in der übrigen Zeit konzentrierter arbeiten zu können“. Ziele dahinter: mehr Konzentration auf die eigentlichen Aufgaben, damit größere Zufriedenheit und Anerkennung, vielleicht sogar ein besseres Verhältnis zum Lebenspartner …. Danach sollten Sie eine Rangfolge von Teilzielen aufstellen, damit Sie wissen, welches das wichtigste ist. Mit diesem zu beginnen wäre optimal, aber falls dieses Ziel besonders schwierig zu erreichen ist, fangen Sie ruhig mit leichteren an, die sich gemeinsam zu etwas Großem summieren.

Sie sollten in der Lage und befugt sein, Ihr Ziel zu beeinflussen. Analysieren Sie den Rahmen Ihrer Handlungsvollmacht und arbeiten Sie daran, ihn zu erweitern und/oder sich auf die lohnendsten Aspekte zu konzentrieren. Wenn Sie arbeitslos sind und einen Job suchen, können Sie nicht die Denkweise der Personaler beeinflussen – aber Ihre Chancen auf Erfolg sind z.B. mit guten Bewerbungsstrategien (v.a. Suche nach Arbeitgebern und Wege, sich ihnen zu nähern) wesentlich besser, als wenn Sie sich nur auf Stellen in den gängigen Jobportalen bewerben. Bewerber haben oft viel mehr Macht, als sie denken.  Bei Personalrecruitern kursiert der Spruch, dass „Post and Pray“, also das übliche Veröffentlichen von Stellenanzeigen, weit weniger nutzt als das „Active Sourcing“, also das aktive Suchen, z.B. bei Xing-Profilen.

Eine gute Darstellung der wohldefinierten Formulierung von Zielen nach Steve de Shazer mit praktischen Beispielen findet sich  in der Fachliteratur bei Sonja Radatz: „Beratung ohne Ratschlag„. Wien 2006.  Ein sehr effektives Instrument für die Erreichung von Zielen in Gruppen sind Erfolgsteams, die von Barbara Sher entwickelt wurden.

Wenn Sie dann Ihr Ziel vor Augen haben, beginnt der schwerste, aber auch gewinnbringendste Teil: die Umsetzung:
Versuchen Sie, sich Ihr Ziel bildlich vor Augen zu führen – ein schöne Vision zieht ungemein an und setzt Energien in Ihnen frei, die wesentlich zum Erfolg beitragen. Gönnen Sie sich etwas Muße, in einer schönen Umgebung, entspannt, um zu träumen! Natürlich müssen Sie auch einen strukturierten „Fahrplan“ entwerfen und diesen systematisch abarbeiten. Hilfreich kann sein, sich für die Erreichung von Teilschritten, also Meilensteinen, ein Belohnungssystem überlegen – Dinge oder Gelegenheiten, die Sie sich zumeist versagen (Wellnesstag, Kinoabend, Treffen mit …, Shoppingtour ?).

Erinnern Sie sich an Gelegenheiten, bei denen Sie ähnliche Herausforderungen erfolgreich gemeistert haben und welche Ihrer Stärken Sie hierfür genutzt haben. Sie können sich auch Unterstützer suchen (Personen, Institutionen) und diese ansprechen bzw. aktiv einbeziehen.

Wenn es nicht gleich klappt, fehlt Ihnen vielleicht noch eine wesentliche Information oder der innere Antrieb ist nicht stark genug, weil Sie Ihre eigentliche Motivation nicht erkennen. Vielleicht haben sich inzwischen Ihre Prioritäten verändert, also auch Ihre „Messlatte“ zur Kontrolle der Zielerreichung. Manchmal müssen Ziele eben angepasst werden.

Für alle, die an ihren beruflichen Zielen gemeinsam arbeiten wollen, biete ich am Montag den 16. März 2015 den Workshop über berufliche Ziele an, also wie man diese möglichst griffig und umsetzbar formulieren kann.

Welche Erfahrungen haben Sie beim Versuch, Ziele zu erreichen, gemacht? Welche „Stolpersteine“ lagen in Ihrem Weg und wie haben Sie diese überwunden? Und welche Unterstützer waren besonders hilfreich, insbesondere Organisationen in Berlin (freie Träger, Behörden, Websites) ?